Seit dem 7. September 2017 ragen am Magnus-Hirschfeld-Ufer, neben zwei Gedenktafeln, sechs regenbogenfarbene Callas in den Himmel. Sie sind „Ein Denkmal für die erste homosexuelle Emanzipationsbewegung“. Eine neunköpfige Fachjury hatte sich für den Entwurf entschieden, da diese Lilienart sowohl weibliche als auch männliche Blüten besitzt und ein Symbol der natürlichen sexuellen Vielfalt in der Natur ist. Sie erinnern an die Menschen, die die Gleichberechtigung von LSBTIQA+ einen großen Schritt voran gebracht haben.
Seit 1895 forschte der schwule Arzt Magnus Hirschfeld zum Thema Homosexualität, veröffentlichte 1896 die Kampfschrift „Sappho und Sokrates“ und gründete 1897 das „Wissenschaftlich-humanitäre Kommitee“. Mit Verleger Max Spohr, Schriftsteller Franz Josef von Bülow und Jurist Eduard Oberg schuf er somit die weltweit erste Organisation, die sich für die Bürgerrechte homosexueller Menschen einsetzte. Vor allem die Abschaffung des Paragraphen 175 stand auf ihren Fahnen, die trotz beharrlicher Aufklärungsarbeit scheiterte, aber der Reputation des Projektes nicht im Wege stand.
Am 6. Juli 1919 gründete Hirschfeld das Institut für Sexualwissenschaft. In Tiergarten entstand ein Haus zur Forschung über Geschlecht und Sexualität, wurde zum Archiv wissenschaftlicher Arbeiten und die Lehre strahlte in die internationale Wissenschaft aus. Auch die ambulante, urteilsfreie Beratung und Behandlung queerer Menschen war ein Schwerpunkt. Somit hatte das Kernthema seiner Arbeit endlich ein festes Zuhause. Leider nur bis zum Beginn des Dritten Reiches: Der jüdische Gründer Hirschfeld, der 1935 in Paris starb, musste die Bücherverbrennung seiner Werke aus der Ferne erleben, des Rest seines Institutes wurde versteigert und ging 1945 im Bombenhagel 1945 in Flammen auf. Ein Verlust, der bis heute schmerzlich in der Forschung und in der Gesellschaft spürbar ist. Vergessen ist sein Wirken und das seiner Weggefährt*innen jedoch nicht.
Ein Denkmal für die erste homosexuelle Emanzipationsbewegung
Magnus-Hirschfeld-Ufer in 10557 Tiergarten
www.homo-denkmal.de
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